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Der G20-Gipfel hat begonnen! Rio, Gastgeber des Gipfels, gewinnt wieder an internationaler Bedeutung

27.06.2024

Bis November, wenn das Treffen der führenden Wirtschaftsmächte der Welt stattfindet, wird die Stadt mit parallelen Veranstaltungen überschwemmt

Die Werbung ist allgegenwärtig: Auf dem Aterro do Flamengo, am Ruderstadion der Lagoa, auf der Avenida das Américas und an der Einfahrt zum Santa-Bárbara-Tunnel werben Plakate für ein Ereignis der Superlative, das die Postkarten Rios ins weltweite Rampenlicht rückt. „Rio, Hauptstadt der G20“, heißt es in der Werbung für das Treffen, bei dem die Staats- und Regierungschefs der größten Volkswirtschaften in dieser herrlichen Umgebung zusammenkommen werden.  

Es dauert noch sechs Monate, bis sie massenhaft in Galeão landen, doch die Dutzenden von parallel stattfindenden Treffen, die hier veranstaltet werden, mischen die Landschaft bereits auf – im Juni wird der hundertjährige Copacabana-Palast zum Beispiel die erste lateinamerikanische Konferenz der Future Investment Initiative beherbergen, einer Stiftung, deren jährliches Gipfeltreffen in Saudi-Arabien Milliardäre anzieht, die ein Auge auf die Grenzen der Innovation haben. 

Sobald Lula wieder auf dem Präsidentenstuhl saß, begannen Bürgermeister Eduardo Paes und Gouverneur Cláudio Castro damit, eine Kampagne zusammenstellen, nicht nur um die Staatsoberhäupter am 18. und 19. November in Rio willkommen zu heißen, sondern auch um ein möglichst umfassendes Programm rund um das Ereignis zu bieten. 

„Der Präsident hätte jeden Ort wählen können, aber er hat sich für Rio entschieden, weil er um seine Bedeutung und die Faszination wusste, die es auf Ausländer ausübt“, jubelt Paes und fügt hinzu: „Die Stadt wird zur Welthauptstadt werden“. 

Die 1999 gegründete G20 umfasst sowohl Schwellen- als auch Industrieländer, darunter die Vereinigten Staaten und China sowie die Europäische und die Afrikanische Union, und hat jetzt 21 statt der im Namen angegebenen 20 Mitglieder. Zusammen erwirtschaften sie 85% des weltweiten BIP. 

In der Anfangszeit vertraten die Finanzminister und Zentralbankchefs ihre Länder und bildeten eine Gruppe, um gemeinsam wirtschaftliche und finanzielle Lösungen zu erörtern. Mit dem Ausbruch der Krise 2008 begannen die Staats- und Regierungschefs, die sahen, wie ihre Volkswirtschaften in schlechten Indikatoren untergingen, selbst mitzumachen. 

So entstand die G20, wie wir sie kennen, die jedes Jahr von einem anderen Staatschef geleitet wird – wie jetzt von Brasilien, das zum ersten Mal den Vorsitz übernimmt. Auf dem Tisch wird eine der komplexesten Aufgaben landen: In Zeiten großer Risse auf dem geopolitischen Schachbrett lautet der gut gemeinte Vorschlag, eine globale Allianz gegen Hunger und Armut zu schmieden. 

„Der Gipfel ist der letzte Akt eines zehnmonatigen Prozesses, der sich auf Themen wie den Klimanotstand und die Ungleichheit konzentriert“, erklärt José Niemeyer, Koordinator für internationale Beziehungen bei Ibmec in Rio. 

Die Stadt beginnt bereits, ein Schaufenster für neue Geschäftsabschlüsse, Partnerschaften und technische Kooperationen zu werden, die genau während dieser parallelen Agenda, in der Menschen aus dem öffentlichen und privaten Sektor Vereinbarungen treffen, stattfinden. „Das Erbe der G20 ist vor allem intellektuell“, betont Niemeyer und verweist auf den Informationsfluss, der in einer Atmosphäre des wertvollen Austauschs zirkuliert. 

Im Februar, gleich nach dem Karneval, gab es eine Art Generalprobe für den November – es war das Treffen der Außenminister, das 45 Delegationen in der Marina da Glória zusammenführte. Die Straßen von Copacabana und Botafogo wurden gesperrt, und die von den Behörden eingeschlagenen Routen wurden von der Einsatzzentrale in Echtzeit auf einem großen Bildschirm mit privilegierter Sicht überwacht. 

Rund 1.200 Beamte aus allen Bereichen der Regierung sorgten für die Sicherheit der Minister und Diplomaten, die gestern Abend ein Abendessen im Palácio da Cidade genossen, bei dem das vom Küchenchef Rafa Costa e Silva aus dem Lasai signierte Menü und die von den Trommeln von Imperatiz Leopoldinense live gespielte Musik dafür sorgten, dass der düstere Charakter des Treffens in den Hintergrund trat. „Die Außenminister der Vereinigten Staaten und Russlands, Antony Blinken und Sergej Lawrow, befanden sich im selben Raum und posierten für ein Foto“, erinnert sich Lucas Padilha, Vorsitzender des G20-Komitees von Rio, das mit der Stadtverwaltung verbunden ist.  

Zwischen dem 16. und 20. November wird ein Feiertag ausgerufen, um den Verkehr zu entlasten und die Sicherheit der Tausenden von Besuchern zu gewährleisten. Es gibt noch viel zu tun, aber die Arbeiten werden nach und nach durchgeführt, damit die Stadt während des Zeitraums, in dem sie im Mittelpunkt der Ereignisse steht, in bestem Zustand ist. 

Das Museum für moderne Kunst, in dem das Gipfeltreffen stattfinden wird, soll im Rahmen eines städtischen Budgets von 40 Millionen Reais grundlegend renoviert werden. Die Umgebung des Museums, ein schönes Beispiel für den Modernismus, wird überwacht werden. „Lula und die First Lady Janja waren schon immer von der Idee angetan, das Treffen von Riocentro, das ursprünglich geplant war, in das MAM zu verlegen, das eine unvergleichliche Aussicht bietet, aber die Bedingung dafür war, dass die Einrichtungen aus den 1940er Jahren renoviert werden“, sagt Lucas Padilha, der stundenweise an der Logistik arbeitet. 

Die asphaltierten Straßen der Linha Vermelha und des Aterro do Flamengo werden ebenfalls dringend benötigte Verbesserungen erhalten, ebenso wie die Umgebung vom Galeão. Der internationale Flughafen, der übrigens gerade renoviert wird, spürt bereits die guten Auswirkungen: Im ersten Quartal stieg die Zahl der Passagiere um 86% im Vergleich zu 2023 an, eine Menge von 3,5 Millionen Menschen, die von der neuen exklusiven Spur auf der Linha Vermelha und der Integration über den Linienbus zum brandneuen Gentileza-Terminal neben dem Busbahnhof, profitieren. 

Die spektakulären Aussichten geben diesen Großereignissen in Rio immer einen zusätzlichen Auftrieb. Im aktuellen Fall hat das G20-Haus – mit einem umfangreichen kulturellen Programm und Diskussionsrunden, in denen die wichtigsten Themen des Treffens in eine einfache Sprache für die Sterblichen außerhalb des Gipfels übersetzt werden – im Laura-Alvim-Kulturhaus mit Blick auf das Meer in Ipanema bereits seine Arbeit aufgenommen.  

“Wir wollen den Dialog zwischen Cariocas und Ausländern, die bis November hier sein werden, fördern und versuchen, abstrakte Themen auf eine konkretere Ebene zu bringen“, erklärt Danielle Barros, Staatssekretärin für Kultur. Im Juli wird in diesen Räumen eine vom Schriftsteller Ruy Castro kuratierte Ausstellung über Rio eröffnet, und später in diesem Semester wird das Haus eine Reihe von 28 Konzerten unter der künstlerischen Leitung von Nelson Motta veranstalten.  

Eine Reihe von Treffen wird führende Persönlichkeiten aus den verschiedenen Bereichen an diese Ufer bringen und Ideen an der Grenze des Wissens ausloten. Das Treffen der nationalen Wissenschaftsakademien, Science 20, im Juli und das Treffen junger Führungskräfte mit Schwerpunkt auf globalen Themen, Youth20 (Y20), im August werden einen interessanten Kessel von Debatten hervorbringen. 

Da sich die Staaten und die Gemeinden beim Gipfel nicht mit an den Tisch setzen, bieten diese Gruppen den lokalen Behörden die Gelegenheit, sich in die wichtigsten Diskussionen einzubringen. “Die Vorbesprechungen ziehen Experten aus der ganzen Welt an. Dies ist die Zeit, um Erfahrungen auszutauschen und für internationale Kooperationsabkommen zu kämpfen.“, erklärt Bruno Costa, Staatssekretär für internationale Beziehungen und Exekutivsekretär der staatlichen Kommission für den G20-Gipfel. Das Projekt zur Wiederherstellung der Guanabara-Bucht wird zum Beispiel in Angriff genommen. 

Wie bei dieser Art Treffen mit einer breitgefächerten Tagesordnung und vielen Beteiligten üblich, geht das Gespräch über die offizielle Tagesordnung hinaus, was für das Gastgeberland wünschenswert ist. „Wenn Brasilien über Lösungen zur Beseitigung von Hunger und Armut debattiert, gewinnen wir einen Raum, um die effizienten Initiativen, die wir hier haben, mit anderen Gemeinden zu teilen“, sagte Staatssekretär Bruno Costa. „Der G20-Gipfel ist nicht nur eine Ansammlung von Erklärungen, die zu nichts führen“, argumentiert er.  

Zu den vielen Schichten der Gesellschaft, die sich in gewissem Maße von der Veranstaltung angezogen fühlen, gehören auch öffentliche Schulen, die in die Welt der Kommunikation und der Diplomatie eintauchen. Die Agência de Notícias dos Alunos da Rede (Andar), die von der Stadtverwaltung koordiniert wird, war im Januar Teil der Berichterstattung über die Business-20-Engagementgruppe, B20. 

Junge Menschen aus dem staatlichen Schulsystem spielten eine aktive Rolle beim Treffen der Außenminister im Februar, indem sie die Teilnehmer auf Englisch interviewten. Diese Aktionen waren das Pilotprojekt für das G20-Projekt “Young Reporters”, das vom staatlichen Bildungsministerium entwickelt wurde. 

In der Stadt, die die drei größten Favelas des Landes beherbergt. Rocinha, Rio das Pedras und Jacarezinho – werden auch die Bewohner der Peripherie ihre Forderungen vorbringen. Der junge Aktivist Rene Silva, Gründer der Plattform Voz das Comunidades, war verärgert, als er sah, wie der Rumel um den Gipfel zunahm, ohne dass die Gemeinschaften in eine so umfangreiche Agenda einbezogen wurden. 

Daraufhin rief er die Favela 20 (F20) ins Leben, deren Ziel es ist, Wissenschaftler und Bewohner dieser Gebiete zu einer Debatte zusammenzubringen. Daraus sollen Vorschläge nicht nur für die G20, sondern auch für die lokalen Behörden hervorgehen. “Man kann sich nicht mit sozialer Ungleichheit und Hunger befassen, ohne zu berücksichtigen, was die ärmsten Menschen denken und leiden. Diese Menschen stoßen auf die G20-Propaganda und wissen nicht einmal, worum es dabei geht. Das werden wir ändern”, verspricht Rene. 

Gleichzeitig leitet die Central Única das Favelas (Cufa) eine Reihe von Konferenzen, auf denen bis September Forderungen von Bewohnern aus 3.000 brasilianischen Favelas und vierzig anderen Nationen gesammelt werden. 

Unmittelbar nachdem Brasilien im Dezember letzten Jahres den vorübergehenden Vorsitz der G20 übernommen hatte, sagte Lula in Neu-Delhi (Indien): “Ich hoffe, wir können uns mit Themen befassen, vor denen wir nicht mehr weglaufen müssen.” Der Präsident, der sich darauf konzentriert, in der Weltdiplomatie relevant zu werden was bisher mehr Versuche als konkrete Ergebnisse umfasst hat, weiß, dass ein Treffen dieser Größenordnung dazu beiträgt, dem Land Sichtbarkeit zu verleihen, und als Gelegenheit dient, Differenzen mit der Regierung Bolsonaro aufzuzeigen, die auf der internationalen Bühne Fauxpas und Meinungsverschiedenheiten angehäuft hat. 

“Der G20-Gipfel trägt dazu bei, dass Rio seine Bestimmung als Bühne und Akteur der brasilianischen Diplomatie wiederentdeckt, und fördert internationale Geschäfte, die den Cariocas zugutekommen”, meint Bürgermeister Eduardo Paes, der davon träumt, mit den Staatsoberhäuptern eine Tour zu Orten zu unternehmen, die von der Geschichte und der Kultur der Stadt zeugen, wie Cais do Valongo, Pedra do Sal, Quadra da Portela und Maracanã. Die G20 kann kommen. 

Internationale Berufung 

Rios historisches Potenzial als Austragungsort globaler Ereignisse. 

1906 

Dritte Panamerikanische Konferenz 

Die Stadt war Gastgeber des wichtigsten diplomatischen Treffens auf dem amerikanischen Kontinent, dem ersten in Südamerika. 

1942 

3. Sitzung der Konsultation der Außenminister der amerikanischen Republiken 

Sie wurde von den Vereinigten Staaten nach dem Angriff auf Pearl Harbor einberufene Tagung beschloss den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und des Handels mit den Ländern der Achsenmächte - Deutschland, Italien und Japan. 

1950 

Weltmeisterschaft 

In Rio, den Hauptaustragungsort des Turniers, fanden acht Spiele statt, darunter vier der brasilianischen Mannschaft, sowie das Finale gegen Uruguay im Maracanã. 

1992 

Eco 92 

An der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen nahmen 108 Staatsoberhäupter und Vertreter aus 178 Ländern teil 

2007 

Panamerikanische Spiele 

An den Wettkämpfen nahmen mehr als 5.000 Athleten aus 42 Ländern teil, was das Turnier zum größten aller Zeiten machte 

2012 

Rio+ 20 

Vertreter aus 188 Ländern erneuerten ihr politisches Engagement für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung 

2013 

Weltjugendtag 

Als erster lateinamerikanischer Papst leitete Franziskus eine große Messe am Strand der Copacabana 

2014 

Weltmeisterschaft 

In Rio fanden sieben Spiele statt, und das Maracanã war erneut Schauplatz des Endspiels zwischen Deutschland und Argentinien, das die Europäer gewannen. 

2016 

Olympische Spiele 

Die erste südamerikanische Stadt, die die Spiele ausrichtete, wurde von 11.000 Athleten und 45 Delegationen von Staatsoberhäuptern besucht 

Das Vermächtnis von 2016 

Acht Jahre später: Wie die Stadt vom olympischen Erbe profitiert 

Olympia-Boulevard/Orla Conde 

Der Freizeitbereich hat den Platz eingenommen, an dem sich jahrzehntelang der erhöhte Perimetral befand. Das von Eduardo Kobra gemalte Ethnien-Bild ist noch da, wenn auch etwas verblasst. 

VLT 

Ein alternatives Verkehrsmittel im Stadtzentrum, welche über vier Linien, die den Flughafen Santos Dumont mit dem Gentileza-Terminal im Hafengebiet und mit der Central do Brasil verbinden. Die anderen Linien verbinden den Praça XV mit dem Gentileza-Terminal und Santo Cristo. 

BRT 

Die exklusive Busspur, die für die Spiele gebaut wurde, ist in mehreren Vierteln in Betrieb. Vier Korridore sind mit einer erneuerten Flotte voll ausgestattet. 

Rita-Lee-Park 

Der nach der Rock-Queen benannte Platz im Olympiapark ist um Sportplätze, Spielplätze, eine Esplanade für Veranstaltungen und ein Fitnessstudio für Senioren erweitert worden. 

Verdoppelung Des Elevado do Joá 

Als eines der wichtigsten Mobilitätsprojekte wurde die Kapazität der Straße zwischen der Südzone und Barra um 30% erhöht. Die Straße wurde auf einer Länge von 5 Kilometern um zwei Fahrspuren und zwei Tunnel erweitert. 

Deodoro Extreme Park 

In dem Gebiet, das eine Vielzahl von sportlichen Aktivitäten bietet, ist das Schwimmbad, in dem der Slalom-Kanu-Wettbewerb stattfand, für die Öffentlichkeit zugänglich, aber die BMX-Strecke ist immer noch verlassen. 

Olympische Sporthalle Isabel Salgado 

Sie ersetzt die Carioca 3 Arena im Rita Lee Park und ist die größte Schule des städtischen Netzes und der wichtigste Meilenstein bei der Wiederaufnahme des Plans für das sportliche