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Grüner Wasserstoff billiger als Benzin?

02.12.2022

Mit geschätzten Kosten zwischen 1,20 und 1,40 US-Dollar/kg bis 2030 könnte in Brasilien hergestellter grüner Wasserstoff (H2V) in naher Zukunft billiger als Benzin sein, sagte am Mittwoch (26.10.) Marcel Haratz, der CEO von Comerc Eficiência, im Rahmen einer Veranstaltung über grüne Flotten. 

Die Schätzung geht von einem Fahrzeug mit Brennstoffzellentechnologie aus, das mit einem Kilogramm Wasserstoff 150 Kilometer fahren kann (etwa 0,08 Euro pro gefahrenem Kilometer).  

“Wenn wir den Preis für grünen Wasserstoff betrachten, der aktuell in kleinem Maßstab hergestellt wird, betrachten, kommen wir auf 0,08 EUR/km. Würde dieselbe Studie heute mit einem Benzinauto durchgeführt, das durchschnittlich 10 km/Liter zurücklegt, läge der Preis bei 0,55 EUR/km. Das heißt, der heute produzierte grüne Wasserstoff ist in Brasilien bereits billiger als Benzin", erklärt er.  

Die Aussicht auf Kostensenkungen im kommenden Jahrzehnt im kommenden Jahrzehnt und die technologische Entwicklung dürften die Wettbewerbsfähigkeit bei der Einführung des neuen Brennstoffs in Brasilien erhöhen. 

Auch wenn die meisten der derzeit untersuchten Projekte auf den Export ausgerichtet sind, sieht Haratz auch Potenzial für den inländischen Verbrauch. 

Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zufolge könnte Brasilien bis 2040 zwischen 7 und 9 Millionen Tonnen H2V pro Jahr als Rohstoff in der Industrie und im Transportwesen verbrauchen. 

Im Transportwesen liegt der potenzielle Verbrauch bei 3,6 Millionen Tonnen/Jahr. Davon würden 600.000 Tonnen auf leichte Fahrzeuge entfallen - die restlichen 3 Millionen Tonnen sollten Diesel im Gütertransport in Zügen und Lastwagen sowie als Schiffskraftstoff ersetzen. 

An erneuerbaren Energien sollte es nicht mangeln... 

Nach Haratz’ Schätzungen erzielen sich die derzeit in Brasilien in der Entwicklung befindlichen Solar- und Windenergieprojekte  - ohne die  169 GW Offshore-Windkraft, die bereits genehmigt wurden und für die nur noch ein gesetzlicher Rahmen abgesteckt werden muss — 248 GW und könnten bis 2040 13 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren. 

…aber die Verbrauchsstelle ist aktuell noch eine Herausforderung. 

“Neben dem Bedarf an Energieübertragungsnetzen ist die Bereitstellung der benötigten Energie an der Verbrauchsstelle die größte Herausforderung, da wir große Mengen verbrauchen werden”, erklärt er. 

 

Wettbewerbsfähigkeit des H2V 

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung der milliardenschweren Projekte. Im Ausland subventionieren die Regierungen subventionieren die Regierung die Industrie und selbst den Konsum. In Brasilien hingegen besteht bis dorthin noch ein langer Weg, zumindest unter der aktuellen Regierung. 

“Es ist aktuell schwierig, Subventionen anzufragen. Wir müssen wettbewerbsfähige Finanzierungsmöglichkeiten und Wege zu billigem Strom finden”, so Haratz. 

Er erklärt, dass die Wettbewerbsfähigkeit des grünen Wasserstoffs durch den Preis für erneuerbaren Strom bestimmt wird, der heute 70 bis 80 % der Endkosten ausmacht. 

In Brasilien konzentrieren sich die meisten Projekte auf Häfen, die über Freie Exportzonen (FEZ) verfügen und den Unternehmen Steuervorteile bieten. 

Haratz zufolge versucht die Branche auch, Wasserstoff zur Priorität zu machen, um Schuldverschreibungen für die Infrastruktur ausgeben zu können.   

"Wir müssen wettbewerbsfähigere Formen der Finanzierung anstreben. Im Ausland bieten einige Banken Finanzierungen zu günstigen Zinssätzen an, aber wenn wir hierzulande einen Devisenswap machen, ist es sehr schwierig, wenn es nicht um den Export geht.” 

Der Kraftstoff des kommenden Jahrzehnts 

Für Wilson Ferreira Júnior, den Präsidenten der Eletrobras, wird der Wasserstoff "sehr wahrscheinlich" der Kraftstoff des nächsten Jahrzehnts sein, insbesondere die grüne Variante. 

Im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema umweltfreundliche Fracht am 25.10. sagte der Geschäftsführer, dass Brasiliens überwiegend aus erneuerbaren Energien bestehendes Stromnetz das Land in eine vorteilhafte Position bringt, um den Kraftstoff durch Elektrolyse herzustellen. 

Das brasilianische Elektrizitätsnetz umfasst heute etwa 186 GW, von denen 155,6 GW oder 83 % aus erneuerbaren Quellen stammen - Wasserkraft, Wind, Sonne und Biomasse. 

Das Potenzial ist jedoch viel größer, und die Erzeugungs-, Übertragungs- und Verteilungsholding berücksichtigt dies in ihren Investitionsplänen

Autorin: Nayara Machado – Journalistin, spezialisiert auf Energie und Kraftstoffe mit Schwerpunkt auf Klima und Nachhaltigkeit. 

Quelle (auf Portugiesisch): https://epbr.com.br/hidrogenio-verde-mais-barato-que-gasolina/