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Fachkräfte der Zukunft: Qualifikationen für die grüne Wirtschaft

19.09.2022

Ausgangslage 

Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas und verfügt über großes Potenzial, die grünen Wirtschaftssektoren zu stärken und so positive Impulse für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu setzen. Daher fordern Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zunehmend eine grüne Wende in den Bereichen erneuerbare Energien, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft. Studien gehen davon aus, dass in diesen Sektoren im Laufe der nächsten Jahre Zehntausende von neuen Arbeitsplätzen entstehen werden.  
Teile des brasilianischen Berufsbildungssystems sind jedoch noch immer nicht ausreichend darauf vorbereitet, den Qualifikationsbedarf für die grüne Wirtschaftsentwicklung des Landes zu decken und die Beschäftigungsaussichten großer Teile der Gesellschaft zu verbessern. Im Global Competitiveness Index (GCI) 2019 liegt Brasilien bei der Berufsbildung auf Platz 96 von 141 Ländern und damit unter dem lateinamerikanischen Durchschnitt. In einer Studie des brasilianischen Industrieverbandes CNI gab 2019 die Hälfte der Unternehmen einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften an. 
Gleichzeitig jedoch gestaltet sich der Zugang zu beruflicher Bildung und Beschäftigung für einen Teil der brasilianischen Bevölkerung schwierig: 27 % der Jugendlichen sind nicht in Beschäftigung oder Ausbildung (Not in Education, Employment or Training, NEET). Junge Frauen (31 %) sind dabei deutlich häufiger betroffen als junge Männer (19 %). Initiativen der brasilianischen Ministerien für Bildung und Arbeit wollen diese Herausforderungen gezielt angehen. 
Neben einer quantitativen Erweiterung des Berufsbildungsangebots streben sie auch qualitative Verbesserungen an, unter anderem durch eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse des produzierenden Sektors. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den grünen Zukunftsbranchen. 

Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) engagiert sich um die Ausbildung von Fachkräften für die Zukunft: Das Projekt Berufliche Bildung für grüne Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigung läuft seit 2021 und noch bis 2024. Es verfügt über ein Investitionsbudget von 6 Mio. Euro. 

Ziel 

Das Projekt ist Teil der Maßnahmen zur Modernisierung des Bildungswesens mit dem Ziel, die Beschäftigungsaussichten von Absolventinnen und Absolventen der beruflichen Bildung in nachhaltigen Sektoren zu verbessern. Auf diese Weise kann das Projekt zur grünen Entwicklung der Wirtschaft beitragen, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien, Bioökonomie und Kreislaufwirtschaft sowie im Hinblick auf die Digitalisierung dieser Bereiche und des Bildungssektors. 

Unser Ansatz 

 
Das Vorhaben berät das brasilianische Bildungsministerium (MEC) und das Bundesnetzwerk für berufliche, wissenschaftliche und technologische Bildung (Rede Federal EPCT), das Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit (MTP), den Nationalen Dienst für industrielles Lernen (SENAI) und seine Lehreinheiten sowie brasilianische Universitäten, Unternehmen und Verbände bei der Entwicklung von Vorschlägen für eine Weiterbildung, die sich an der Nachfrage der grünen Wirtschaftssektoren orientiert. 
Die Strategie sieht einen mehrstufigen Ansatz vor: 
Auf nationaler Ebene fördert das Projekt den Dialog über die Modernisierung der Berufsbildung und bringt seine internationalen Erfahrungen in die Entwicklung des Berufsbildungssystems ein (z. B. Digitalisierung des Sektors, Annäherung von Schule und Wirtschaft), immer mit dem Schwerpunkt auf den Branchen der grünen Wirtschaft. 
Auf der Ebene der technischen und beruflichen Bildungseinrichtungen werden in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft neue Qualifizierungsangebote entwickelt, die die Anforderungen der Arbeitswelt genauer berücksichtigen und auf lokaler Ebene eingeführt werden, vorzugsweise in Zusammenarbeit mit Unternehmen. 

Die enge Kooperation mit deutschen und brasilianischen Unternehmen, Kammern und Verbänden trägt zum Ausbau und zur Verbesserung der bedarfsorientierten Aus- und Weiterbildungsangebote bei. 

Die Zielgruppe sind Menschen mit oder ohne Ausbildung oder Beschäftigung, darunter Frauen, Jugendliche und Menschen in prekären Situationen in verschiedenen Regionen Brasiliens.  

Auswirkungen 

Das Projekt baut auf den Ergebnissen des Ansatzes für die berufliche Bildung im Bereich der erneuerbaren Energien aus dem Projekt „Sistemas de Energia do Futuro“ (Energiesysteme der Zukunft) auf. Zwischen 2016 und 2021 wurden rund 800 Lehrkräfte ausgebildet. In diesem Zeitraum wurden mehr als 7.800 Techniker geschult, um die Verbreitung von Photovoltaik und Windenergie sowie die Energieeffizienz im Bauwesen und in der Industrie zu fördern. Ergänzt wird dieser Ansatz in diesem Projekt durch die Themen Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft und Energiewende (Elektromobilität, Energiespeicherung, Smart Grids etc.), in denen ein wachsender Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern besteht, sowie durch den Beitrag zur Modernisierung des Bildungssektors. 
 
Quelle:
GIZ (auf Portugiesisch)