Vom 18. bis 21. November präsentierten Spezialisten der brasilianischen Öl- und Gasindustrie die Geschäftsmöglichkeiten der Branche in Deutschland.
Die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer von Rio de Janeiro (AHK Rio) veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Deutscher Industrie- und Handelskammertag - DIHK Berlin, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg- Wolfsburg, dem Lateinamerika Verein e.V (LAV) und dem Baden-Württemberg International (bw-i) die Roadshow Oil & Gas in Deutschland, um Geschäftsmöglichkeiten auf dem brasilianischen Öl- und Gasmarkt zu fördern.
Hintergrund der Reise waren die Anfang November durchgeführten Auktionen, Transfer of Rights Surplus Auktion sowie die 6. Auktionsrunde von Pre-Salt-Blöcken. Brasilien ist derzeit der neuntgrößte Ölproduzent der Welt, durch diese Auktionen hat Brasilien jedoch die Möglichkeit auf den fünften Platz in der Rangliste der größten Produzenten der Welt vorzurücken sowie die Position Rio de Janeiros als Energie Hauptstadt Brasilien zu stärken.
Die Roadshow hat in den vier Städten Berlin, Celle, Hamburg und Stuttgart Halt gemacht. Experten des brasilianischen Öl- und Gassektors von Unternehmen, Verbänden sowie Regierungsvertreter des Bundesstaates Rio de Janeiros, präsentierten den Teilnehmern derzeitiger Entwicklungstrends, erfolgreiche Business Cases sowie regulatorischer Aspekte des Erdöl- und Gassektors, mit dem Ziel, die Perspektiven und das Geschäftspotenzial für Unternehmen des deutschen Sektors aufzuzeigen.
Milton Costa, Generalsekretär des Brasilianischen Instituts für Öl, Gas und Biokraftstoffe (IBP) und Lucas Tristão, Staatssekretär für wirtschaftliche Entwicklung, Energie und internationale Beziehungen von Rio de Janeiro, gaben den Teilnehmern einen Überblick über den Sektor und präsentierten die Perspektiven des brasilianischen Marktes.
Milton Costa, bestätigte, dass Brasilien die größten Entdeckungen von Ölreserven im Offshore-Sektor gemacht hat, insbesondere im Pre-Salt-Bereich. Laut dem IBP gehören diese zu den wichtigsten Entdeckungen der letzten zehn Jahre auf der ganzen Welt, wodurch sich Brasilien als einer der wichtigsten Quellen für das globale Wachstum der Ölproduktion macht. Bis zum Jahr 2027 soll die Ölförderung von derzeit 2,99 Millionen Barrel pro Tag auf 6,0 Million Barrel pro Tag steigen, was sich wiederum positiv auf die gesamte Produktionskette auswirken wird. So wird erwartet, dass bis 2030 etwa 50 neue FPSOs in Betrieb genommen werden und dass die Investitionen in den nächsten zehn Jahren insgesamt auf rund 672 Mrd. USD für Exploration, Produktion, Raffination, Verarbeitung und petrochemische Anlagen, Biokraftstoffe, Pipelines und Logistik belaufen werden. Alleine 400 Mrd. USD an Investitionen im Rahmen der im November durchgeführten Auktionen erwartet.
Der Staatssekretär Lucas Tristão hat das Programm „Rio Hauptstadt der Energie“ vorgestellt. Er wies darauf hin, dass es notwendig sei, Erdgas, das mit der Exploration des Pre-Salts verbunden ist, für wirtschaftliche Zwecke zu nutzen, um das Potenzial des erwarteten Wachstums des O&G-Sektors im nächsten Jahrzehnt bestmöglich zu erkunden. Aus diesem Grund fördert der Bundesstaat Rio de Janeiro Maßnahmen in Abstimmung mit der Brasilianischen Bundesregierung zur Gestaltung eines wettbewerbsfähigen "Neuen Gasmarktes" mit dem Ziel einen offenen, dynamischen und integrierten Markt für die Energiematrix zu schaffen. Als Resultat erhofft sich der Bundesstaat Rio de Janeiro besonders für die Schiffbauindustrie einen Aufschwung. Um den Marktbedarf zu decken, wird insgesamt mit einem Bedarf von 200 Schiffen gerechnet, wozu beispielsweise Offshore-Versorgungsschiffe, Containerschiffe, Massengutfrachter und Hafenschlepper gehören. Es wird davon ausgegangen, dass Rio de Janeiro bis 2023 direkt an Bereitstellung dieser Flotte beteiligt sein mit 50%. Die drei Hauptgründe für diese Entwicklung sieht die Regierung Rio de Janeiro sind nach Angaben der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiros die Öl- und Gasexploration, das Programm BR do Mar, das sich der Förderung der Kabotage im Seeverkehr widmet und des Investitionspartnerschaftsprogramms (PPI) – das darauf abzielt, privates Kapital zur Verbesserung und Privatisierung des Logistiksektors in Brasilien anzuziehen.
Die Best Practices zu den Erfahrungen und Perspektiven deutscher Unternehmen im brasilianischen Markt wurden von Marcello Lobo, Partner der Anwaltskanzlei Pinheiro Neto, Julio César Moreira, Head of New Business Development & Government Affairs der Wintershall Dea GmbH, Cláudio Makarovsky Head Oil & Gas Sales und Christian Schöck CEO Oil & Gas - Gas and Power beide bei der Siemens Ltda, Jens Hüren, Managing Director & Director Turbo Division bei MAN Energy Solutions, André Mutter, Vizepräsident Maritime Industries der KfW IPEX-Bank sowie Hanno Erwes Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer von Rio de Janeiro vorgestellt.
Marcello Lobo stellte zunächst die brasilianische Energiegesetzgebung und die globalen Entwicklungsmöglichkeiten vor. Anschließend erläuterte er ausführlich, welche Investitionsmöglichkeiten sich für deutsche Unternehmen im brasilianischen Öl- und Gassektor bieten, wie die typischen ausländischen Investitionsstrukturen aussehen und welches die gängigsten Arten von Unternehmen und Anforderungen sind.
Julio César Moreira sprach über die Fusion der beiden Unternehmen Wintershall und Dea zur Gründung der Wintershall Dea GmbH und damit die Entstehung eines starken, ressourcenreichen und zuverlässigen Unternehmens und Business Partners. Das aus der Fusion hervorgegangene, auf Tiefseeexploration spezialisierte Unternehmen, ist seit 2018 in Brasilien aktiv. Bisher hat es in Brasilien jedoch noch kein Erdöl gefördert. Insgesamt besitzt das Unternehmen neun Explorationslizenzen, vier davon als Betreiber. Als wichtigste Ölfelder sieht Wintershall derzeit das Potiguar-Becken, das Ceará-Becken, das Campos-Becken und Santos-Becken an.
Die Siemens Ltda, trägt seit 152 Jahre zu der Entwicklung Brasiliens bei, erklärten Christian Schöck und Cláudio Makarovsky. Diese Verpflichtung mit Brasilien wird durch die 13 Fabriken, 15 Regionalbüros neben dem Hauptsitz sowie die 7 Forschungs- und Entwicklungszentren des Unternehmens bestätigt. Obwohl Brasilien über einige Besonderheiten verfügt, wie zum Beispiel eine höhere Bürokratie sowie eine höhere Komplexität im Bereich der Steuern und Zölle, sieht Siemens weiterhin positive Entwicklungsmöglichkeiten durch das Wachstum des Marktes, die Entwicklung der Infrastruktur des Landes, die Marktöffnung sowie der Marktöffnung und das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur.
MAN Energy Solutions ist ein weiteres Unternehmen, das bereits seit mehr als 60 Jahren in Brasilien investiert. Das Unternehmen bietet lokale Kompetenz für den On- und Offshore Bereich an insbesondere in den Bereichen Wartung, Reparaturservice und Schulungen. Kundennähe ist laut Jens Hüren für das Unternehmen sehr wichtig, weshalb der Service des Unternehmens rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung steht und von den 5 Einheiten des Unternehmens mit mehr als 300 Mitarbeitern geleistet wird.
André Mutter sprach über die maßgeschneiderten Produkte des Finanzspezialisten KfW Bank. Für die Informationsveranstaltung hob André Mutter beispielsweise die Finanzierung von Neubauten weltweit mit deutscher Ausrüstung hervor, darunter die Finanzierung von FPSOs (Floating Production Storage and Offloading), FSRUs (Floating Storage Regasification Unit) und Liquified Natural Gas (LNG) Kraftwerken wie dem LNG-to-energy Açu Natural Gas (GNA 1) Projekt im Hafen von Açu, in Rio de Janeiro.
Um das Programm der Roadshow abzurunden hat Hanno Erwes am Ende der Veranstaltungen die Teilnehmer über die Möglichkeiten der Förderung von Geschäftsmöglichkeiten in Brasilien, die die Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer anbietet, informiert. Neben dem "Kernbereich Oil & Gas and Energy Transition " und dem "Global Cluster for Oil & Gas", die darauf abzielen, Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen auf internationaler Ebene zu vermitteln, bietet die AHK Rio auch ein Markteintrittspaket speziell für den Öl- und Gasmarkt an. Für einen besseren Kundenservice arbeitet AHK Rio mit einem in Deutschland ansässigen Berater zusammen, Dr. Gerhard Haase, Ehrenpräsident der Deutsch-Brasilianischen Handelskammer von Rio de Janeiro und Geschäftsführer der ENCONTI GmbH.
Darüber hinaus kündigte Hanno Erwes an, dass die AHK Rio deutschen Unternehmen die Möglichkeit bieten wird, ihre Produkte und Dienstleistungen auf der wichtigsten Fachmesse der Öl- und Gasbranche in Brasilien, der Rio Oil & Gas, im September 2020 im Rahmen des von der AHK Rio und dem Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbaus (VDMA) organisierten Deutschen Pavillons zu präsentieren.
Kontaktperson AHK Rio:
Loana Lima | loana(at)ahk.com.br | 21 2224 - 2123
Consultant:
Dr. Gerhard Haase | gmhaase(at)icloud.com