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Gute Aussichten für Zellstoff und Verpackungspapier

30.11.2021

Trotz volatiler Weltmarktpreise geht der Zellstoffsektor neue Projekte an. Brasiliens Papierindustrie muss hohe Kostensteigerungen hinnehmen.

Zellstoffindustrie: Konzerne erweitern die Produktion

Nach dem Einbruch 2019 erholte sich die Zellstoffproduktion im vergangenen Jahr. Sowohl die inländische Nachfrage als auch der Export legten um rund 6 Prozent zu. Niedrige Weltmarktpreise für Zellstoff drückten jedoch den Exporterlös in US-Dollar (US$) um nahezu 20 Prozent. Damit fiel der fob-Wert 2020 erstmals seit vier Jahren auf unter 6 Milliarden US$. Im 1. Halbjahr 2021 steigerte Brasiliens Zellstoffindustrie die Produktion um 8,5 Prozent und erwirtschaftete über den Export ähnlich wie im Vorjahreszeitraum 3,2 Milliarden US$. Bis Ende 2021 nimmt Bracell der Gruppe Royal Golden Eagle (RGE) das Großprojekt Star in Lençóis Paulista (São Paulo) in Betrieb, über das die brasilianische Produktion um bis zu 2,7 Millionen Tonnen Kraftzellstoff erweitert wird. Bis 2023 rechnet der Sektor mit Investitionen im Umfang von 6,9 Milliarden US$. Der finnische Maschinenbauer Valmet beobachtet einem robusten Investitionszyklus mit einer klaren Ausrichtung auf ESG-Kriterien.

Papierindustrie: Fokus auf Verpackungen

Der Papierverbrauch in Brasilien erholt sich. Im 1. Halbjahr 2021 wurde 9,5 Prozent mehr Papier konsumiert als im Vorjahreszeitraum. Allerdings liegt die Inlandsnachfrage in den Marktsegmenten Zeitungspapier und grafische Papiere weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Die Nachfrage nach Hygiene- und Haushaltspapier (Tissue) stabilisiert sich. Dahingegen legt der Absatz von Karton und Verpackungspapier weiter zu. Papierverpackungen gewinnen durch den stark gewachsenen Onlinehandel und Lieferdienste stark an Bedeutung.

Vereinzelt erfolgen Investitionen in neue Kapazitäten. Im Trend liegt die Effizienzsteigerung in den logistischen Abläufen und in den Produktionsverfahren. Neben energieeffizienten Technologien sind auch Verfahren mit weniger Wasserverbrauch und Reststoffen sowie Industrie 4.0-Technologien gefragt. Die Wiederverwertungsquote von Papier lag 2019 nach Angaben des Branchenverbandes für Altpapiersammlung ANAP bei 67 Prozent.

Wellpappe- und Packmittelindustrie: Hoher Absatz belebt die Investitionen

Der Verband der Wellpappehersteller Empapel (zuvor ABPO) verzeichnete 2020 eine Absatzsteigerung um 5,5 Prozent auf 3,8 Millionen Tonnen. Der positive Trend setzt sich fort. Im Juli 2021 registrierte der Verband im 13. Monat in Folge Rekordabsatzzahlen. Vorläufige Hochrechnungen deuten jedoch an, dass diese Serie im August endete.

Im internationalen Vergleich ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Wellpappe in Brasilien noch sehr niedrig. Nun stimuliert der Boom im Versandhandel den Bedarf. Davon profitieren die großen Konzerne. Neben dem Großprojekt Puma II investiert Klabin 2021 und 2022 rund 65 Millionen US$ in Spezialprojekte, die sich hauptsächlich auf Papierverpackungen beziehen. Außerdem investiert der Marktführer in Innovation, insbesondere in digitale Technologien, neue Anwendungen und Produkte wie Mikrofaser-Zellstoff (MFC). Die US-Gruppe WestRock und die irische Smurfit Kappa Gruppe (SKG) verstärken sich am brasilianischen Markt über den Ausbau ihrer Fabriken. Irani Papel e Embalagem will bis 2025 rund 240 Millionen US$ investieren. Auch Trombini und kleinere Fabrikanten investieren.

Papierverarbeitungsindustrie: Tissuenachfrage stagniert

Mit der fortschreitenden Digitalisierung stellen sich die Hersteller auf einen rückläufigen Bedarf an Zeitungs-, Zeitschriften- sowie Druck- und Schreibpapier ein. Beide Marktsegmente konnten den Einbruch aus dem Jahr 2020 nicht ausgleichen. 2020 stieg der Verbrauch von Haushalts- und Hygienepapier nicht so deutlich an wie erwartet. Zudem belasten die stark gestiegenen Produktionskosten die Margen der stark fragmentierten Branche. Investitionen in neue Fabriken zeichnen sich daher nicht ab. Durch den Rückgang der Kaufkraft und den Trend zu Billigprodukten gewinnt Carta Fabril Marktanteile und kündigte Investitionen von knapp 70 Millionen US$ in den Ausbau der Tissueproduktion in Piraí (Rio de Janeiro) an. Mittelfristig bestehen jedoch weiterhin auch Aussichten für hochwertige Tissueprodukte sowie ein Aufkommen von Eigenmarken großer Handelsketten.

Suzano diversifizierte 2017 sein Produktportfolio und zählt mit fünf Fabriken nun auch zu den wichtigsten Tissuefabrikanten Brasiliens. Doch nicht alle Hersteller setzen auf Diversifizierung. Seit dem Verkauf des Verpackungspapiergeschäfts an Klabin konzentriert sich International Paper nur noch auf Zellstoff und grafische Papiere. Bei der Ausgliederung der Büropapiersparte gehen alle Aktivitäten des US-Konzerns in Brasilien in das neue Druckpapierunternehmen Sylvamo Corporation über. Mit drei der acht Fabriken ist Brasilien damit der wichtigste Produktionsstandort für Sylvamo, von dem aus auch weiter entfernte Exportmärkte beliefert werden können.

Ausgewählte Investitionsprojekte in der Papiertechnik (in Millionen US-Dollar)

Akteur/Projekt

Investitionssumme1)

Projektstand

Anmerkungen

Suzano/Zellstoffprojekt Cerrado in Ribas do Rio Pardo (Mato Grosso do Sul) 

2.854

Inbetriebnahme im 1. Quartal 2024

Produktionskapazität von 2,3 Mio. t Zellstoff/Jahr

Klabin/Puma II in Ortigueira (Paraná)

2.505

Inbetriebnahme der zweiten Phase 2023

2. Kartonmaschine mit einer Kapazität von 460.000 t/Jahr

Eldorado Brasil/Ausbau in Três Lagoas (Mato Grosso do Sul)

2.4002) 

Frühphase

Bau einer zweiten Zellstoffproduktionslinie und Ausbau der Produktionsflusslogistik über Hafenterminal am Porto de Santos

Bracell/Projekt Star in Lençois Paulista (São Paulo)

1.359

Inbetriebnahme im 2 Hj. 2021

Jährliche Produktionskapazität von 1,5 Mio. t Faserzellstoff oder 3 Mio. t Kraftzellstoff

LD Celulose (Joint Venture von Duratex und Lenzing)/Zellstoffprojekt in Araguari (Minas Gerais)

1.001

Inbetriebnahme 1. Halbjahr 2022

Bau einer Fabrik mit einer Kapazität von 500.000 t Faserzellstoff pro Jahr

CMPC/Ausbau der Fabrik in Guaíba (Rio Grande do Sul)

530

Investitionsplan 2021 bis 2023

20% Steigerung der Produktionskapazität, Kostensenkung und Investitionen in Nachhaltigkeit

1) umgerechnet zum durchschnittlichen Wechselkurs 2020: 1 US$ = 5,15 R$ 2) Investitionsvolumen aus 2015, das Projekt sollte ursprünglich von 2016 bis 2018 umgesetzt werdenQuelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

Von Gloria Rose | São Paulo